One Day In Europe... Der Ausgangspunkt des Films steckt
schon in den möglichen Übersetzungen des Titels. ‚Ein
Tag in Europa‘ ist Gegenwart, ‚Eines Tages
in Europa‘ die
Zukunft, darin kann eine Utopie liegen. Wie einen Film über Europa
machen, über die unterschiedlichen Mentalitäten, über die
Menschen? Welche Städte nehmen? Welche Symbole? Da ich den Film nicht
nur schreiben, sondern auch drehen wollte, kamen zu den inhaltlichen auch
ganz praktische Überle-gungen. In Berlin wohne ich, in Santiago de
Compostela habe ich einige Zeit gelebt, in Istanbul habe ich gute Freunde.
In Moskau war ich ein paarmal, und die Stadt musste einfach dabei sein
in einem Film über Europa. Aber was verbindet diese Städte?
Gibt es einen gemeinsamen European way of life?
Was wäre, wenn die Fußballmannschaften von Galatasaray
Istanbul und Deportivo La Coruña in Moskau im Finale der Championsleague
spielen würden? Fußball ist einfach, Fußball wird überall
geschaut, Religion hin oder her. Fußball als erzählerische
Klammer, das hat für mich Poesie – außerdem ist das Realität,
kein Hirngespinst. Und um was sollte es in den Erzählungen gehen?
Um Sprache, um das Fehlen von Sprache, um Dialekt und Region, um Reisen,
um Reisende in Europa. Jeder kennt die Situation: Man kommt irgendwo an,
wird bestohlen oder findet sich sonst irgendwie wieder in einer schwierigen
Lage. Schon muss man reden, kann die Landessprache nicht – schon
wird es kompliziert oder komisch.
Vier einfache Geschichten sind daraus geworden. Eine Engländerin
in Moskau, zwei Deutsche in Istanbul, ein Ungar im spanischen Galizien,
ein französisches Pärchen in Berlin. Ich wollte einen Film der
kleinen Momente machen – über Augenblicke, die ich so oder
so ähnlich erlebt habe. Dabei ging es mir immer um den europäischen
Moment, das Aufeinandertreffen der verschiedenen europäischen Mentalitäten.
One Day In Europe... Der Film erzählt vom Hier und Jetzt, und gleichzeitig
berichtet er von einer Utopie. Die United States
of Europe wird es geben,
irgendwann mit Istanbul, irgendwann mit Moskau. Und wie werden wir uns
unterhalten? Denglisch oder Spanglish, Franglais oder Frallemand? Ich
tippe auf European English, mit Leitmotiv und kaputt, mit mise
en scene und siesta, mit ciao und chill
out area, mit nasdrovje und merhaba.
Hannes Stöhr, Januar 2005
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