Wie ist die Idee entstanden, einen so explizit europäischen
Film zu machen?
Für mich gehörte es in den letzten Jahren zu den spannendsten
Seiten Berlins, dass man hier Menschen aus ganz Europa treffen konnte.
Es lag eine bestimmte Aufbruchstimmung in der Luft, eine große Neugier.
Das hat mich interessiert. Ich war in dieser Zeit mit meinem Film Berlin
is in Germany viel in Europa unterwegs, auf 20 Festivals und zu den Kinostarts
in Spanien, Frankreich und der Türkei. Die wesentliche Erfahrung
war überall die gleiche: Die Leute haben sich für das interessiert,
was der Film über Deutschland und Berlin erzählt, und sie haben
das als etwas gesehen, das mit ihnen zu tun hat, als europäische
Erfahrung. Mit Freunden aus Spanien, Frankreich, der Türkei oder
Russland haben wir uns oft gefragt, wie denn so etwas wie der european
way of life aussieht. Darüber wollte ich einen Film machen, über
und in Europa, wobei klar war, dass Europa nicht an den Grenzen der Europäischen
Union aufhört.
War der Film von Anfang an episodisch angelegt?
Man kann keinen Film über Europa machen und den Anspruch haben,
allem gerecht zu werden. Ich wollte kleine Ausschnitte wählen, ich
wollte das Gefühl einfangen, dass etwas da ist, dass etwas entsteht.
Bei Berlin is in Germany bin ich von einer Figur ausgegangen – Ein
Mann, ein Problem, das war vom Drehbuch her ein klassischer Dreiakter,
ein klarer Strich, wenn man so will. Jetzt wollte ich etwas anderes
machen, eine Multiplot-Geschichte, keinen Strich, sondern viele Punkte. Mich
hat die Möglichkeit interessiert, vielschichtig zu erzählen,
die Poesie der kleinen Dinge zu finden. Deshalb wollte ich von Anfang
an eine episodische Struktur, die nacheinander erzählt und durch
die Gleichzeitigkeit verwoben wird. An dem einen Ort geschieht dieses,
am nächsten jenes, am dritten wieder etwas anderes... Das gleichzeitige
Nebeneinanderstellen gibt den einzelnen Dingen mehr Bedeutung. Wir erleben
die Menschen und ihre Reaktionen in Bezug auf dasselbe Ereignis, in diesem
Fall auf ein Sportereignis, das in ganz Europa übertragen wird. Man
springt dann bei jedem Ortswechsel sozusagen in der Zeit zurück,
bleibt aber bei den einzelnen Geschichten. Interessant war es auch, viermal
auf jeweils andere Weise einen ähnlichen Plot zu erzählen...
fast wie bei einem Minimal Techno Track, der eine musikalische Figur wiederholt
und doch jedes Mal anders ist.
Wie kamen Sie auf Fußball als erzählerische
Klammer?
Ich wollte über die europäische Realität erzählen,
nicht über ein Hirngespinst. Fußball ist einfach, und Fußball
schaut man überall, Religion hin oder her. Nicht zuletzt ist Europa
im Fußball traditionell ja großzügiger definiert als
in der Politik. Es ist schwierig, ein anderes kulturelles Ereignis
zu finden, das in Europa so wahr genommen wird wie das Championsleaguefinale. Ich
habe mich gefragt, was an welchen Orten los wäre, wenn z.B.
Galatasaray Istanbul gegen Deportivo La Coruña in Moskau
im Championsleaguefinale spielen würde... Ich habe im Jahr 2000 in
Berlin Kreuzberg mit den ganzen türkischen Fans erlebt, wie Galatasaray
Istanbul Uefa-Cup Sieger wurde. Es war unglaublich... Fußball als
erzählerische Klammer, das hatte für mich Poesie. Dadurch entstand
ein Bannkreis, der die Städte verbunden hat.
Sie bezeichnen Ihren Film als Comédie Burlesque – ein Genre,
das eng mit dem Stummfilm verknüpft ist. Welche Rolle spielt die
Sprache in Ihrem Film?
Sprache ist das Grundthema. Es hat mich interessiert, wie wir heute und
wie wir vielleicht später einmal miteinander reden werden. Was passiert,
wenn es keine gemeinsame Sprache gibt, welche absurden Situationen können
entstehen? Ich bin von meinen persönlichen Erfahrungen ausgegangen
und dann schnell beim Reisen gelandet, bei Reisenden in Europa. Jeder
kennt das: Man kommt irgendwo an, wird bestohlen oder findet sich sonstwie
wieder in einer blöden Lage. Schon muss man reden, kann die Landessprache
nicht, schon wird es schwierig oder komisch. Diese Momente des Absurden
waren mir wichtig. Und von solchen Momenten lebt die Comédie Burlesque.
Es war für mich ein reizvoller Widerspruch, einen Film über
Sprache zu machen und mich dabei eines Stummfilmgenres zu bedienen.
Bei One Day in Europe geht es um die kulturellen Unterschiede, die Nuancen
unserer Mentalitäten. Ich wollte sehen, was passiert, wenn die russische
Seele auf den englischen Humor trifft, der deutsche Michel auf das schwäbische
Cleverle im Orient, der rätselhafte Ungar auf die spanische
Lebensfreude. Und für diese irrationalen, verspielten französischen
Liebesgeschichten hatte ich schon immer etwas übrig... daraus ist
dann die Geschichte von Claude und Rachida in Berlin geworden. Es ging
mir darum, europäische Klischees aufzugreifen, sie zu hinterfragen,
aufeinander loszulassen und an einem bestimmten Punkt auch wieder zu brechen.
Nach welchen Kriterien haben Sie die vier Städte im Film ausgewählt?
Es ging darum, was die Städte über Europa erzählen, welche
Symbolik sie haben, um den eigenen Bezug und auch um die Machbarkeit.
In Berlin wohne ich in Santiago de Compostela habe ich gewohnt, in Istanbul
habe ich Freunde und kenne mich aus, in Moskau war ich ein paarmal.
Wenn ich ein Bild von Europa zeichnen will, gehören Moskau und Istanbul
für mich dazu. Sie sind das Tor zu Asien, ganz abgesehen von
ihrer religiösen und geschichtlichen Bedeutung in Europa. Natürlich
vermisse ich Italien, Portugal, Skandinavien... aber der ganze Kontinent
ging halt nicht. Deswegen haben wir uns für die äußeren
Pole entschieden, die ja auch irgendwie Magneten sind, die anziehen und
senden. Natürlich arbeitet der Film viel mit Symbolen, angefangen
bei den Fußballvereinen oder dem Umstand, dass Ostberlin und Moskau
in manchen Ecken genau gleich aussehen. Manches haben wir erst während
der Dreharbeiten so richtig begriffen, z.B. dass in Istanbul und Compostela
kein weltliches Gebäude die religiöse Architektur überragt,
während es in Berlin und Moskau genau andersherum ist.
In der Umsetzung war die Frage wichtig, wie man die Städte einführt,
was man zeigt. In Moskau lassen wir die Stadt an Kate vorüberziehen,
in Istanbul haben wir uns bewusst für die europäische Seite
der Stadt entschieden. In Santiago war es mir wichtig, die Idee der Region
hervorzuheben. Die Einheimischen dort reden zum Beispiel gar kein Spanisch,
sondern Gallego, was dem Portugiesischen ähnelt. Überhaupt finde
ich die Idee eines Europa der Regionen wichtig. Der große Unterschied
zwischen Celal und Rokko ist, dass der eine aus Schwaben und der andere
aus Cottbus kommt; bei dem französischen Pärchen stammt sie
aus Paris, er aus Marseille... Es greift zu kurz, nur Länder zu sehen.
Berlin ist eine Stadt, wo alles zusammenkommt, wo Ost und West wie vielleicht
nirgendwo sonst aufeinanderprallen. Hier kam es uns auf die Gegensätze
an, Hohenschönhausen, Kreuzberg... Entscheidend war immer der Blickwinkel
der Protago-nisten: Wie würden sie die Stadt sehen? Wie sieht man
einen Berliner Außenbezirk, wenn man an die Banlieus in Paris gewöhnt
ist?
Sie haben davon gesprochen, die Geschichten ‚einfach‘ zu
halten. Was meinen Sie damit?
Einfachheit meint, dass eine klare Situation, ein Kontext für die
Schauspieler und die Bilder hergestellt wird. Ich wollte nicht diesen
existentiellen Plot wie bei Berlin is in Germany. Die Herausforderung
lag jetzt darin, das Alltägliche spannend zu machen und in jeder
Szene Europa drin zu haben. Dazu kommt, dass die Details immer wichtiger
werden, wenn man vier Geschichten mit dem gleichen Aufhänger erzählt.
Sonst funktioniert es nicht. Ich wollte einen Schauspielerfilm, einen
Bilderfilm. Ein starker Plot erdrückt manchmal den Film und die Schauspieler.
Deshalb haben wir den Plot bewusst einfach gehalten – übrigens
auch wegen der Sprachenvielfalt im Film und der produktionstechnischen
Umsetzung.
Alle Figuren haben ein klares Ziel: Sie möchten einen Raub melden
oder ein Papier von einer Polizeidienststelle. Die Spannung stellt sich
her, indem der Zuschauer immer mehr weiß als die Figuren. Wir wissen,
dass Rokko, Rachida oder Claude lügen, Gabor die Wahrheit sagt, die
Polizisten wissen es nicht. Jede der Geschichten erzählt vom Allgemeinen
ins Spezielle, vom Makro- zum Mikrokosmos. Zuerst sehen wir die Schauplätze
in der Totalen, aus dem Blickwinkel der Helden. Dann reisen wir ins Spezielle
und enden auf einer Polizeiwache, in der dramatischen Situation,
vor den Autoritäten eines fremden Staates zu stehen. Für die
Filmsprache heißt das, von der Distanz, der Totalen oder Halbtotalen,
zur Überhöhung der Großaufnahme zu gehen, vom fast Dokumentarischen
ins Subjektive.
Welche dramaturgischen Herausforderungen stellt ein Episodenfilm?
Entscheidend ist, dass alle Geschichten für sich selbst stehen,
zusammen aber einen Film ergeben müssen, den man als Einheit wahrnimmt.
Dafür waren unsere Klammern wichtig, Europa, Fußball, die Gleichzeitigkeit.
Ich gehe immer vom Realismus aus. Wenn die Klammer realistisch funktioniert,
dann wird auch das Ganze funktionieren. Der Film geht von diesem Realismus
aus und wird dann von Episode zu Episode immer absurder. Der Moskau-Teil
leistet viel Aufbauarbeit und setzt die Situation des Gepäckdiebstahls
und seiner Konsequenzen. Hier geht es vor allem um Nicht-Kommunikation,
um das Fehlen einer gemeinsamen Sprache, um west meets east. Istanbul
steht für das Gegenteil, die Protagonisten können sich verbal
verständigen, treffen aber auf eine ungewohnte Situation – germans
in the orient. In Santiago geht es um den Pilger und den Einheimischen,
um die Missverständnisse, die aus den Mentalitätsunterschieden
der Helden und ihrem Spanglish-Kauderwelsch entstehen. In Berlin treffen
schließlich ganz verschiedene Hintergründe, Sprachen, Kulturen
aufeinander, die excepcion culturelle als Normalzustand. Wir haben die
Episoden so angelegt, dass sie in einer bestimmten Weise aufeinander aufbauen.
Später im Schnitt haben wir versucht, diese Gesamtdramaturgie weiter
zu akzentuieren. Wobei es, bei aller Sorgfalt in der Konzeption, immer
darauf ankommt, das dann spielerisch umzusetzen, ohne Dogma.
Zu welchem Zeitpunkt standen die Schauspieler für
die Hauptrollen fest?
Einige Schauspieler standen von Anfang an fest, für die habe ich
geschrieben. Miguel de Lira, den ich aus meiner Zeit in Santiago de Compostela
kenne, hat das Projekt von Anfang an begleitet und auch den Kontakt zum
spanischen Koproduzenten Antón Reixa ermöglicht. Erdal Yildiz,
Nuray Sahin und Florian Lukas hatte ich von Anfang an im Kopf, ebenso Boris
Arquier, den ich aus seiner Zeit bei Nouveau Cirque-Gruppen wie Archaos
und Gosh kenne, Rachida Brakni, die ich in Chaos von Colline Serreau gesehen
hatte... Viele der Figuren im Buch sind auf bestimmte Schauspieler im
Kopf hin entwickelt und wurden dann mit den Schauspielern verfeinert.
Das Casting habe ich wie bei meinen vorherigen Filmen mit Karen Wendland
gemacht, die ein hervorragendes Gespür für Geschichten und Gesichter
hat. Da jede Geschichte auch von der lakonischen Komik lebt, sollten die
Schauspieler einen bestimmten, sozusagen länderspezifischen Humor
mitbringen. Wir wollten Situationskomiker, die in kleinen Gesten ganze
Galaxien aufzeigen und große Absurditäten mit kleiner
Geste und Humor erzählen können. Und wir wollten die ganz verschiedenen
Gesichter Europas. Der asiatisch aussehende, turkmenische Beamte und seine
blauäugige Kollegin in Moskau, der Südfranzose und die
algerische Pariserin, Erdal Yildiz und Nuray Sahin, die aus Ostanatolien
kommen und fast persisch aussehen. Gesichter erzählen etwas durch
sich selbst.
Wie arbeiten Sie mit den Schauspielern, gibt es detaillierte Vorgaben,
proben Sie vor den Dreharbeiten?
Die eigentliche Hauptarbeit mit den Schauspielern liegt für
mich vor dem Drehen. Im Drehbuch und im Storyboard versuche ich die Festlegungen
zu treffen, die den Schauspielern oder dem Kameramann später die
Möglichkeit zu Variationen und Abweichungen geben. Mit den acht Hauptdarstellern
haben wir vor den Dreharbeiten geprobt. Dabei verändert sich immer
viel, es kommt immer etwas dazu. Der Regisseur definiert den Raum, die
Schauspieler füllen ihn aus, sie müssen spielen... und dieses
letzte Geheimnis verkörpern, das man nie ergründen kann, wenn
Menschen aufeinander treffen.
Das Drehen auf Cinemascope war für die Schauspieler eine große
Herausforderung, weil das große Format eine starke Festlegung und
große Präzision er-fordert. Gleichzeitig sollte das Spontane
nicht verloren gehen. Dadurch, dass wir aus der Probenarbeit wussten,
worum es in den Szenen, im Spiel gehen sollte, war es wieder möglich
zu im-provisieren. Improvisation bedeutet ja nicht, dass man einfach drauflos
probiert, sondern etwas immer wieder neu zu gestalten. Beim Drehen geht
es dann um die Feinheiten, um die Möglichkeiten, den Schauspielern
einen Freiraum zu schaffen. Der Regisseur am Set ist dann mehr eine Art
Moderator, der die Anforderungen, die vom Ton oder der Kamera oder der
Ausstattung kommen, den Schauspielern erklären kann.
Weshalb haben Sie im aufwendigen Cinemascope-Format gedreht?
Florian Hoffmeister und ich haben versucht eine Filmgrammatik zu entwickeln,
die den Zuschauer mit den Helden mitreisen lässt... Eine Reise durch
das sich verändernde Europa, aus dem spezifischen Blickwinkel der
Helden. Die Städte und Landschaften werden selbst zu Hauptdarstellern.
Deshalb war uns Cinemascope wichtig. Wir wollten die Totalen mit dem vollen
Blendenumfang, wir wollten einen Film der komponierten Bilder. Wir
wussten von vornherein, dass Cinemascope durch den notwendigen größeren
Aufwand an Licht und Equipment eine gewisse Unflexibilität
beim Drehen bewirken würde. Das haben wir in der Vorbereitung aufzufangen
versucht. Die filmische Grammatik war durch die Storyboards festgelegt,
sonst hätten wir diesen Höllenritt in vier Wochen durch vier
europäische Städte auch nicht hingekriegt.
Wie sind die Dreharbeiten in den vier Städten
verlaufen?
Angefangen haben wir in Santiago, wo ich mich auskannte und die spanische
Koproduktion sitzt, was manches einfacher gemacht hat. Moskau im Anschluss
war dann die Bergetappe. Das fing damit an, die ganze Technik durch den
Zoll zu bringen, ein echtes Husarenstück der Produktionsleiterinnen
Maren Wölk und Simone Arndt... Andere Dinge waren dann wieder ganz
einfach, wie die Autobahnsper-rung, ein Polizeiauto vorne, eines hinten,
quergestellt, fertig. Und die Russen wissen, was Kino ist... Die Techniker
zum Beispiel, waren alle super. Das Team in Istanbul war sehr gut aufgestellt,
z. B konnten dort alle sehr gut englisch. Als wir in Kumkapi drehen
wollten, haben sie sich erstmal an den Kopf gefasst, das sei viel zu gefährlich
dort... Aber letztlich war genau das eine tolle Erfahrung, die Leute in
Kumkapi haben uns toll aufgenommen und unterstützt. Schwierig wird
es natürlich, wenn man einem Fenerbahce Fan, eine Galatasaray Fahne
vor das Fenster hängt... Es war interessant zu sehen, dass es einen
echten Austausch gab, zwischen den verschiedenen Teams, den Leuten im
Stadtteil, unseren Schauspielern, gerade mit Erdal Yildiz oder Nuray
Sahin. Die letzte Drehetappe war dann Berlin, das Heimspiel zum Schluss.
Insgesamt, muss ich schon sagen, war das Rock’n Roll, was da ablief.
Wir mussten im Zeitplan bleiben, wir konnten nichts verschieben, nichts
nachholen. Es gab eine unglaubliche Konzentration im Team, das für
alle Probleme, die während eines solchen Drehs auftauchen, Lösungen
gefunden hat. Dabei hat sich ausgezahlt, dass wir in der Projektvorbereitung
immer an die Machbarkeit gedacht haben. Das hat uns die Flexibilität
ermöglicht, vor Ort reagieren zu können, auch mit dem Aufwand
von Cinemascope.
Auch für den Tonmann Frank Kruse war es eine echte Herausforderung,
in den verschiedenen Städten zu arbeiten. Städte sind immer
laut, und oft haben wir mittendrin gedreht, wie auf der Plaza de
la Quintana in Santiago, wo wir nichts absperren konnten... Da einen Originalton
hinzukriegen, der die fürs Kino notwendige Breite hat, ist eine echte
Leistung. Wir haben durchgängig mit Originalton gearbeitet, wir mussten
keinen einzigen Synchron-Take machen. Das war wesentlich für die
Dramaturgie der Tonspur, die Unterschiede und Entwicklungen herausarbeiten
sollte. Dafür war es wichtig, mit Frank Kruse jemanden dabei zu haben,
der als O-Tonmeister und als Sound Designer die Tonebene von der Vorbereitung bis
zur Endmischung betreuen konnte.
Wie lief die Verständigung am Set, was war
die Produktionssprache?
Was man für alle Länder sagen kann: die Grundidee
des Films wurde überall verstanden, dass es nämlich um Geschichten
ging, in der verschiedene Mentalitäten aufeinander prallen. Dafür
war in allen Ländern Begeisterung da. Und überall, wo wir hingekommen
sind, haben uns die Leute so akzeptiert, wie wir sind. Es gab eine handwerkliche
Sprache des Kinos, die uns verbunden hat. Das Zusammenarbeiten mit Schauspielern
aus sieben Ländern, mit den verschiedenen Hintergründen und
Traditionen, war für mich dabei besonders interessant. Wobei sich
auch da gezeigt hat, dass die Schauspielersprache, die Clown-Sprache universell
ist. Die konkrete Drehsituation muss man sich dann so vorstellen, dass
Gilmar Steinig, der Oberbeleuchter, ein spanisches Team einweisen muss,
oder ein russisches, der Kameramann ruft etwas dazwischen, die Schauspieler
haben etwas zu fragen... Dieses ganze Sprachenwirrwarr, dieses europäische
Gefühl und Durcheinander, um das es in One Day in Europe geht,
das haben wir am Set gelebt, mit Händen und Füßen und
einer wilden Mischung aus englisch, deutsch und allen möglichen Sprachen.
Aber verstanden haben wir uns am Ende immer.
Wie sind Sie in der Postproduktion mit der Herausforderung der verschiedenen
Episoden umgegangen?
Anne Fabini hat schon während der Dreharbeiten das Material am Avid
vorgeschnitten. Den ersten Rohschnitt der Spanien-Episode habe ich in
Istanbul im Hotelzimmer gesehen, was ziemlich ermutigend war. Anne versteht
sehr viel vom Geschichten-Erzählen, und wir kennen uns aus unserer
langen Zusammenarbeit so gut, dass dieses parallele Arbeiten hervorragend
geklappt hat. Direkt nach dem Drehen haben wir uns dann an den Schnitt
gemacht. Ich kann Filme nicht liegenlassen, ich muss in diesem Rausch
der Dreharbeiten weitermachen. Parallel zum Schnitt hat Florian
Appl an der Musik gearbeitet. Er bringt durch seine Arbeit mit dem Zirkus
Gosh ein unglaubliches Repertoire mit, seine Musik hat für mich immer
ein gewisses Augenzwinkern... Die Filmmusik und das Sounddesign sind eng
miteinander abgestimmt. Während die Tonebene die Aufgabe hatte, Unterschiede
deutlich zu machen, sollte die Musik verbinden und Gemeinsamkeiten herstellen.
Sie haben bei One Day in Europe mit vielen gearbeitet,
die schon bei ihren früheren Filmen mitgewirkt haben.
Florian Appl, Anne Fabini, Florian Hoffmeister...Erdal
Yildiz, Nuray Sahin, Oleg Assadulim, Arturo Salvador, Miguel de Lira, Boris
Arquier, Facundo Diab, Tom Jahn... Über die Jahre lernt man die Stärken und Schwächen
der anderen kennen und man weiß, was man zusammen sucht. Das wird
dann so etwas wie eine Zirkusfamilie. Wir haben den engen Zeitplan bei One
Day in Europe nur geschafft, weil alle Beteiligten einander vertraut haben,
angefangen bei den Redakteuren Andreas Schreitmüller und Lucas Schmidt.
Es ging allen um diesen Film. Ab einem bestimmten Zeitpunkt ist Filmemachen
sehr banal. Dann weiß man, worum es geht, dann sind Sachfragen zu
lösen, ohne Eitelkeiten, meistens unter Zeitdruck. Mit meinen Produzentinnen
Anne und Sigrid von moneypenny hat das großen Spaß gemacht.
Die arbeiten nicht nur sehr diszipliniert und mit viel Elan, sondern auch
mit viel guter Laune... Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht, ob unser
kleines Schiff auch auf die Leinwände Europas segelt. Ich bin gespannt,
wie das Publikum reagiert, in Berlin, Moskau, Santiago, Istanbul...
Presseheft
mit Interview als PDF (1.8 MB)
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